Von der Angst überwältigt

Grundsätzlich gibt es meines Erachtens keine guten oder schlechten Gefühle. Es gibt für eine bestimmte Situation in einem speziellen Kontext nützliche oder nicht nützliche Emotionen.

Wenn z.B. die Angst Ihren Sohn davon abhält in eine gefährliche Situation zu geraten oder Sie sich durch das Gefühl der Angst bewusst werden, dass ein für Sie wichtiges Bedürfnis, wie finanzielle Sicherheit, nicht erfüllt ist und Sie sich einen besser bezahlten Job suchen, der Sie zufriedener sein lässt, dann ist das Gefühl Angst eine sehr nützliche Emotion. In diesem Kontext bewerten Sie die Angst wahrscheinlich als positiv.

Kommen Sie aber im Berufsleben nicht weiter (obwohl Sie sich das sehnlichst wünschen), weil Sie sich z. B. vor lauter Angst nicht trauen, vor mehreren Menschen zu sprechen, dann ist die empfundene Angst für Ihre Ziele nicht nützlich.

Nimmt einen die Angst voll ein, wird aus einer meist normal empfundenen Angst, die rational und emotional erklärt werden kann, manchmal eine Bedrohung. Oder die Angst führt irgendwann zur „Angst vor der Angst“ (Panikattacke).

Kennen Sie das Gefühl von sehr stark empfundener Angst oder einer Panikattacke?

Sie fühlen die Angst in Ihrem Körper und es arbeitet in der Brust und im Unterbauch wie wild. Im Kopf beginnt es sich wie ein Sturm zu drehen, Sie fühlen sich ausgeliefert, es gibt nichts was Sie tun können, um die Angst zu besänftigen. Es zieht Ihnen den Boden unter den Füßen weg, Schweißausbrüche, Beklemmungsgefühl, Schwindel, Sie können schlecht atmen oder millionen Ameisen laufen gefühlt über Ihren Körper. Das Einzige, was Sie wahrnehmen, ist dieses Gefühl der Angst in Ihrem Körper und Sie können sich auf nichts anderes mehr fokussieren.

Was würden Sie tun, wenn Sie mit einem Boot in einen Hafen einfahren und es zieht ein sehr heftiger Sturm auf?

Genau, das Boot festmachen und den Anker werfen.

Wenn Sie von der Angst überwältigt werden, diese Sie voll einnimmt, kann es auch sehr hilfreich sein, sich vorzustellen den Anker zu werfen und sich dadurch zu erden.

Russ Harris hat dazu eine Achtsamkeitsübung entwickelt, die ich Ihnen gerne vorstellen möchte, (da ich sie sehr nützlich finde.)

  • Die Übung „Werfen des Ankers“ folgt einer dreiteiligen Struktur:
  • Anerkennen Ihrer inneren Erfahrung
  • Rückkehr in Ihren Körper
  • Einlassen auf die Welt

Schauen wir uns diese drei Schritte näher an:

  • Anerkennen Ihrer inneren Erfahrung. Das Ziel ist hier, ohne Bewertung einfach anzuerkennen, was an Gedanken, Gefühlen, Emotionen, Erinnerungen, Sinnesempfindungen und Neigungen da ist. Meist ist es nützlich, dies (still oder laut) in Worte zu fassen, z. B. „Da ist Traurigkeit, Frust, Enttäuschung“, „Mir kommen sehr schmerzliche Erinnerungen“, oder „Ich bin sehr ärgerlich“.
  • Rückkehr in den Körper. Ziel ist, dadurch wieder ein Gefühl von Selbstkontrolle zu bekommen, dass Sie sich auf das konzentrieren, was Sie am besten kontrollieren können, wenn sich schwierige Gedanken und Gefühle einstellen: Ihre physischen Handlungen. Bewegen Sie sich, verändern Sie Ihre Körperhaltung, verändern Sie Ihre Atmung, richten Ihre Wirbelsäule auf, und drücken Ihre Füße fest in den Boden. Das kann helfen, schnell wieder Kontrolle über den physischen Körper zu bekommen.
  • Einlassen auf die Welt: Das Ziel ist jetzt, Ihr Gewahrsein zu erweitern: Nehmen Sie wahr, wo Sie sind, was Sie tun und was Sie sehen, hören, berühren, schmecken, ertasten und riechen können. Sie tun das nicht, um sich von Gedanken und Gefühlen abzulenken, sondern um wahrzunehmen, was außerdem sonst noch da ist.

Anker werfen können Sie jederzeit üben, überall, bei allem, was Sie tun – auch wenn das emotionale Wetter wunderbar ist.

Es ist gut, wenn Sie das Anker werfen, erstmal in nicht allzu herausfordernden Situationen üben, dann sind Sie besser vorbereitet, wenn die großen emotionalen Stürme aufziehen.


Zum Thema ANGST findet ein Workshop statt:

3. März 2022 – 18.30 bis 20.00 Uhr im Klarer Hof – 20,- €


WORKSHOP ANGST: „ANGST AUF BEFREIENDEN ABSTAND BRINGEN UND EIN GEFÜHL VON SICHERHEIT AUFBAUEN“